Ich sehe eine weisse Leinwand, auf der von Hand ein schwarzer Google Map Kode auf der ganzen Breite des Bildes gemalt worden ist. Der Kode endet mit der geografischen Angabe „.it“ und steht somit für das Land Italien.
Kunstwerk im Kontext
Um zu verstehen, wo uns dieser Kode hinführt, brauchen wir zuerst ein Handy oder einen Computer mit GPS. Nachdem wir alle Zeichen kopiert haben, gelangen wir via Google Maps auf die „Via de Amicis“ in Mailand. Diese Strasse hat heute keine spezielle Bedeutung mehr. Es ist ganz einfach ein Ort in der Innenstadt. Dennoch ist dieser Platz noch immer eng mit der Geschichte Italiens der 70er Jahre verbunden. Im Jahr 1977 wurde dort nämlich ein Polizist von den sogenannten „Roten Brigaden“ (italienische Terrororganisation) erschossen. Ein Fotograf namnes Paolo Predrizzetti verewigte die Tat zufälligerweise mit seiner Kamera in einem Bild. Somit konnte der Täter später überführt werden. Das Foto von Pedrizzetti wurde zu einer Ikone des Widerstands gegen das organisierte Verbrechen. Der Google Map Kode bezeichnet den genauen Ort, an dem der Fotograf damals stand. Der Künstler Mancini wählte bezeichnenderweise „Landscape“ als Titel seines Kunstwerks. Was ist ein Landschaftsbild heute? Im digitalen Zeitalter ist ein Ort und deren Geschichte auch ein Kode, eine unverkennbare Zahlen- und Buchstabenabfolge, die so lange gespeichert werden wird, wie der Mensch Strom hat. Wie werden wir in Zukunft mit den Gattungen „Landschaftsbild“ oder „Historienmalerei“ umgehen? Wie werden wir Bilder für die Zukunft bewahren? Was wird übrig bleiben von den Nachrichten und den politischen Geschehnissen unserer Zeit?